Einheitsgraues Leben in kaltes Neonlicht getaucht lasterhafte Befriedigungen aus verlogenen Nachmittagsshows flimmern paranoid über schmutziges Geschirr und überquellende Aschenbecher. Erbarmungslose Peepshow der Reichen erzeugt feindselige Schwermut persönliche Würde auf ein Mindestmaß reduziert. Der rote Faden des Lebens zum Zerreisen gespannt.
Monat: April 2023
Gewappnet
Vom Himmel Waffen geborgt für knapp kalkulierte Welt, herunter geklapptes Visier verhindert Vernichtung von Freiheit Rost in den Spalten der Rüstung, die Lanze abgewetzt, lückenlose Kette aus erbarmungsloser Realität.
Frau im Spiegel
Fremder Mensch hinter bekanntem Gesicht scharfe Falten der Erfahrung eingegraben in butterweiche Glätte skeptischer Blick durch das Fenster im Herz eingebrannter Groll auf verpasste Gelegenheiten doch nur ein Atom im Getriebe der Welt.
Gefangene der Worte
Sie quellen aus Heften und Büchern rutschen von Zetteln der Kopf ist voll Schubladen verstopft der Schreibtisch bricht darunter zusammen kein Fleck mehr frei. Sie zerren an mir hindern mich auszugehen ich wende mich ab doch sie stürzen auf mich ein schleudern Emotionen aus mir heraus und verletzen Menschen auf Lebenszeit. Sie verursachen eine seismische Verschiebung in meinem Kopf und verstecken sich in meinem Gedächtnis ich drehe sie so lange bis die Wahrheit sichtbar wird. Dann klebe ich sie auf vergilbtem Papier fest und wende mich ab.
Eiszeit
Menschen mit Atemwolken vor dem Gesicht, Kopf und Hände sieht man nicht, ganz egal zu wem man schaut, man sieht kein Stückchen nackter Haut. Rauch steigt senkrecht aus dem Kamin, in den klaren blauen Himmel hin, ein eisiger Wind zieht über die Landen, der Schnee glitzert wie Millionen Diamanten. Frost lässt Äste und Bäume krachen, und rinnendes Wasser zu Eiszapfen machen, der See gefriert zu einem Spiegel, und Enten stecken die Köpfe unter die Flügel. Bäume erstarren im gleißenden Weiß, jede Pfütze erstarrt zu Eis, der Wintermond, weiß wie Marmor, schaut hinter blassblauen Wolken hervor.
Jahresende
Rot glüht die Sonne über den Feldern, das Jahr wird still und auch schon alt, das Grün der Blätter ist vergangen und draußen wird es schon empfindlich kalt. Der Herbst ließ Getreide und Früchte reifen, das Gras wurde geschnitten, dann fiel das Laub, die dunklen Tage bergen Wehmut und Sorgen, der kalte Regen macht Empfindungen taub. Ein Eismond steht bald hell am Himmel und leuchtet auf des Winters Pracht, dann plötzlich fallen weiße Flocken, auf die Erde hernieder - flaumig und sacht.
Unglück und Glück
Das Unglück bleibt am Menschen kleben, es hängt wie Pech an manchem dort und ist man auch verzweifelt eben, es kommt und geht auch wieder fort. Das Glück ist eine andere Sache, und wer es hat, schätzt´s vielmals nicht, doch weilt es nicht mehr unterm Dache, bläst Trübsal gleich ein jeder Wicht.
Lebenslauf
Das Leben ist gefährlich mir, seit ich geboren, werde ich älter, hin zum Tode streben wir, die Welt ist kalt - wird kälter. Das Leben ist ein Sommertag, die Kindheit ist der frühe Morgen, es gibt noch keine Müh´ und Plag´, kein Kummer, keine Sorgen. Das Leben wird beschwerlich nun, es kommt die Mittagszeit, man kann nicht rasten und nicht ruh´n, die Arbeit gibt uns das Geleit. Das Leben zeigt nachmittags dann, ob man gefunden hat das Glück, schafft man leicht den Übergang, oder sehnt sich nach der Kindheit zurück. Das Leben zeigt sich nun zur Nacht, mein Innerstes es grollte, plötzlich bin ich aufgewacht, war es das, was ich mal wollte?
Der Mann im Mond
Vor Hunderten von Jahren schon waren die Feste heilig, die Menschen aber hatten es schon immer furchtbar eilig, sie konnten nicht rasten sie konnten nicht ruh´n, selbst an Feiertagen mussten sie etwas tun. Ein Mann hielt einmal einen Festtag nicht ein, er sammelte im Wald Besenreiser, Gott sieht ihn und rügt ihn und sagt: so muss es denn sein, du denkst wohl du bist ein ganz Weiser, ich verbanne dich einsam und ganz allein, als Warnung für alle auf Erden, auf den Mond und nachts im Mondenschein, sollst du für jeden sichtbar werden. Mit seinem Bündel steht der Mann, für alle Zeiten nun, bei Vollmond auf dem Mond herum, und muss nie mehr etwas tun.
Vogelstimmen
Sonntagmorgen in der Stille hör´ ich manchmal laute schrille Vogelstimmen zwitschern - und leise erinner´ ich mich an manche Reise Amerika oder Afrika die Stimmen hörte ich auch da wo ich auch weilte in jedem fernen Ort die Vögel waren schon vor mir dort. Wie bei den Igeln und dem Hasen sie sind mir immer eine Nasen- länge weit voraus und erwarten mich dann schon zu Haus.