24 Stunden

Gemächlich
taumelt die Finsternis
schmetterlingsgleich
dem Tag entgegen,
wechselhaft,
leicht und hektisch zugleich
brodelt der Hexenkessel im Tageslicht,
unaufhaltsam,
farbenfrohe Helle bis bleierne Nässe,
allmählich,
unvermeidbar,
kriecht das Dunkel empor,
zäher Nebel
tropft in mysteriöse Stille.

Zeit

Gedehnt,
gepresst,
zäh verronnen,
träge zerflossen,
blitzartig verschwunden,
vergangen im widerborstigen Vakuum,
doch immer zu wenig,
für immer weg.

Steine

gepresst
aus unzähligen sandkörnern
oder
höllenheiß
aus der erde geschleudert
in allen farben des regenbogens
uralt
moos und flechten überzogen
geschliffen zu schmuck
verbaut in häuser
jahrmillionen überdauert
wie gering
ein menschenleben

Kinderlachen

Kleines Mädchen
lächelt aus dem schwarzweiß Foto
hört noch nicht
das beständige Ticken
fliehender Sekunden.

Kleines Leben
blühende Jahre
die ersten Schlucke
aus der Tasse des Lebens.

Verurteilt zum Sein
doch nur einen Augenblick
in der Zeit besetzt.

So viele Dinge 
die die Zeit überdauern
schwarzweiß Foto.

Kleines Mädchen lächelt -

noch.



Eines Tages Lächeln

Morgens
vor dem Spiegel
passendes Lächeln ausgesucht
beim Weggehen das Lächeln
aufgesetzt
über den Tag
versickert in den Falten
der Eintönigkeit des Gesichtes
spielende Kinder
zaubern
es wieder herbei
noch abends hängt ein
unvollendetes Lächeln
in den
Mundwinkeln.

Kindheit

Eine Handvoll Häuser
in sonnenglänzende Sommertage getaucht,
voller Langeweile
unter schattenspendender Linde
die Kindheit
zurückgelassen.

Erinnerungen
an Bauchschmerzen
von unreifen Äpfeln
und von Verboten bestehender Tage
in denen
mehr Pflichten als Rechte
den Erwachsenen
formten.

Mai

Knallgrüne Gräser
platzen aus fettem Boden
Farben brechen durch dunkle Winkel
die Vegetation verströmt betäubenden Duft
krabbelndes Getier
verlässt die fruchtbare Schlammigkeit der Erde
ähnlich einem plätschernden Bach
rinnen die Ameisen
Pflanzen recken sich
in die Kargheit der Landschaft
die Natur explodiert
unaufhaltsam.

Sommerregen

Der Himmel
spannt einen Schleier
über die Bäume
dunkle Wolken
saugen die Farbe aus
dem Gras
die scharfen Schatten
der Häuser
ausradiert
Mauern schwitzen Dunst aus
erste Tropfen
lassen Wasserkugeln aufspringen
in der Luft 
klebt Staub
Mattigkeit
überfällt das Land
Regenschirme bilden
eine Verteidigungslinie
gegen
die Elemente.

Alptraum

Gedankenfetzen
aus der Ohnmacht geboren
durchdringen die Unbewusstheit der Seele
aus dem Dickicht der bleischweren Leere
zerren Tentakel in unergründliche Schwärze
die Dämonen zerplatzen
in der Helle des Morgens
ausgelöscht
fällt der Blick zurück.