Täter und Opfer

In den engen Korridoren
der Geschichte
verschwinden
die wahren Verbrecher
in Schlupflöchern
der Gerechtigkeit.

Die intrigante Natur
der Täter
entzieht sich jeder Verpflichtung
die Opfer bleiben
erbarmungslos
zurück.

Unschlüssig
toleriert die Öffentlichkeit
ein aufgeweichtes Feindbild
gelangweiltes Desinteresse
wird zu einem 
unbestimmten Nebelfleck
irgendwo.

Schulden

In einer stillen Ecke des Geistes
ein Grab gegraben
für die Schulden
der Väter,
Erinnerungen erzeugen Narben
im Kopf,
psychischer Schmerz
ins Gesicht gezeichnet,
Mangel an Liebe bestimmt
das Ich,
im Kielwasser böser Vorzeichen
huschen Angstschatten
über die Augen,
Unsicherheit
lässt mich ausgelöscht
zurückblicken.
Doch Türen sperren keine Ängste aus. 

Leben

Aus den Mauern der Endlichkeit
lähmend
langsam
kriechen die Schatten des Seins
vom Abfall des Lebens 
überwuchert
wachsen die Summen 
der Fehler.

Einsamkeit im Altersheim

Faltige Hälse
tragen Köpfe mit Lächeln
das auf dem Weg zu den Augen
gestorben ist.

Im Ertragen
des Unvermeidlichen
des Alleinseins müde geworden.

Der Schatten des Todes
eilt seinem Geruch voraus.

Die Uhr verzehrt
die verbleibende Zeit.

Verdammt zu einem endlichen Leben.


Zum Andenken an Tante Else

Vergangenheit

Im Zimmer
durchdrungen von Stille
durchbohren 
Nadeln aus Licht
tote Winkel im Innern.

Eine Rückreise 
in eine vergessen geglaubte Zeit
gefangen im Netz
von Täuschungen
willenloses
Sichfallenlassen
lässt verdrängte Ängste
an die Oberfläche steigen.

Rückblick

Amputierte Vergangenheit
erzeugt 
Phantomschmerzen

alptraumhafte Tage
der Kindheit
haben Lochmuster
in das Gehirn genagt

Bruchstellen 
in der Biografie
gefangen
in den Verliesen 
des Gedächtnisses

Vertrauen für immer ausgelöscht
Schutzschild aus Eis
ums Herz gelegt
Misstrauen vor Menschen
steht mit unsichtbarer Tinte
im Gesicht geschrieben.

Nacht in einer Stadt

Geisterhaftes 
gelbes Dämmerlicht
wirft
vages Gitternetz
auf den Asphalt.

Menschen
reduziert 
auf Silhouetten
tauchen 
aus tuberkulösblauer Helligkeit.

Die Schatten 
verschwinden
übergewichtig
am tristen Beton
der abbröckelten Wände.

Blinde Fenster starren verloren
in die Dunkelheit.
Ein kurzes Stakkato
unsichtbarer Stöckelschuhe
zerhackt die Stille.

Dunstiges Purpurrot
modelliert
den anbrechenden Tag.

Armut

Einheitsgraues Leben
in kaltes Neonlicht getaucht
lasterhafte Befriedigungen 
aus verlogenen Nachmittagsshows
flimmern paranoid
über schmutziges Geschirr
und überquellende Aschenbecher.

Erbarmungslose Peepshow
der Reichen
erzeugt 
feindselige Schwermut
persönliche Würde
auf ein Mindestmaß reduziert.

Der rote Faden des Lebens
zum Zerreisen
gespannt.

Kummer

Augenspiegel
bedeckt mit blindem Schleier,
schmerzhafter Ausdruck
klemmt im Gesicht,
Trauer gräbt Furchen in fahle Haut.
Die Schwere des Herzens
sprengt die Brust.
Kein Platz für Atem.