Einheitsgraues Leben in kaltes Neonlicht getaucht lasterhafte Befriedigungen aus verlogenen Nachmittagsshows flimmern paranoid über schmutziges Geschirr und überquellende Aschenbecher. Erbarmungslose Peepshow der Reichen erzeugt feindselige Schwermut persönliche Würde auf ein Mindestmaß reduziert. Der rote Faden des Lebens zum Zerreisen gespannt.
Kategorie: Gedichte
Gewappnet
Vom Himmel Waffen geborgt für knapp kalkulierte Welt, herunter geklapptes Visier verhindert Vernichtung von Freiheit Rost in den Spalten der Rüstung, die Lanze abgewetzt, lückenlose Kette aus erbarmungsloser Realität.
Frau im Spiegel
Fremder Mensch hinter bekanntem Gesicht scharfe Falten der Erfahrung eingegraben in butterweiche Glätte skeptischer Blick durch das Fenster im Herz eingebrannter Groll auf verpasste Gelegenheiten doch nur ein Atom im Getriebe der Welt.
Gefangene der Worte
Sie quellen aus Heften und Büchern rutschen von Zetteln der Kopf ist voll Schubladen verstopft der Schreibtisch bricht darunter zusammen kein Fleck mehr frei. Sie zerren an mir hindern mich auszugehen ich wende mich ab doch sie stürzen auf mich ein schleudern Emotionen aus mir heraus und verletzen Menschen auf Lebenszeit. Sie verursachen eine seismische Verschiebung in meinem Kopf und verstecken sich in meinem Gedächtnis ich drehe sie so lange bis die Wahrheit sichtbar wird. Dann klebe ich sie auf vergilbtem Papier fest und wende mich ab.
Zeit für mich
Menschen versperren die Sicht auf die Stunden meiner Gedanken. Momente erstarren und werden zur Ewigkeit. Geraubte Illusionen in der Tretmühle der Jahre, die Zeit zerfließt wie geruchloser Wein. Monotone Arbeit blockiert das Innere. Die Wirklichkeit bleibt ausgesperrt. Zeit für mich: ein Atom im Getriebe des Lebens.
Kummer
Augenspiegel bedeckt mit blindem Schleier, schmerzhafter Ausdruck klemmt im Gesicht, Trauer gräbt Furchen in fahle Haut. Die Schwere des Herzens sprengt die Brust. Kein Platz für Atem.
Feierabend
Wohlfühlträume vertreiben gelähmte Empfindungen. Im Schaukelstuhl der Jahre klebt Schlaf zwischen den Lidern. Stille zieht Kreise wie ins Wasser geworfener Stein.
März im Garten
Blasse Sonne schwebt am mühsam fahlen Himmel. Gewitterwolkenfarbenes Licht wischt über winziggrüne Pflanzenspitzen, matschbraune Blätter bekleben leblose Erde. Wie magere Finger stoßen dürre Äste in den Wind. Ausgemergelte Gewächse mit kaltbrauner Patina überzogen warten auf Wärme. Mutig strecken Weiden weißbepelzte Blüten in die starre Luft.
Schöne Erinnerungen
Verschluckt an der Begeisterung des Augenblicks gefaltet in die unterste Schublade gestopft und verschlossen hervorgeholt für beschwingte Momente in der Tretmühle des Lebens.
Lebensweg
perspektivisch verengt sich der weg des lebens am horizont keine lücke mehr durch die ich weiterlaufen kann nimm meine hand und tritt in mein schweigen ein